Samstag, 3. September 2016

Der Bibliothekar

Ich öffnete eine Kajütentür, hinter der ich Stimmengewirr, Lachen und Fröhlichkeit vernahm. Die kleine illust´re Gesellschaft von Künstlern und Schauspielern nahm keine Notiz von meinem Eintreten. Es herrschte ein ziemliches Durcheinander: Kostüme, Kleiderständer und Kleiderhaken lagen bunt durcheinandergewürfelt im ganzen Kajütenraum verteilt. Doch es war ein sympathisches Chaos, da die Darsteller gerade dabei waren sich anzukleiden und alles relativ schnell gehen musste, war an eine penible Ordnung kein Gedanke zu verschwenden. Lautstark wurden Texte deklamiert oder Späße gemacht, um die Spannung vor Vorstellungsbeginn irgendwie abzubauen. 
In diesem energetisierenden Wirrwarr suchte ich mir meinen Weg zur hintenliegenden Kajütentür, die weiter in den Schiffsrumpf hinab führte. Zu jeder anderen Zeit wäre ich traurig gewesen, nicht Teil dieser Truppe zu sein, doch heute wusste ich, dass es eine wichtigere Mission für mich gab. Ich konnte zwar noch nicht sagen warum, und was diese Mission bezweckte, aber unterbewusst war mir klar, dass es für mich wichtig war heute nicht durch meinen Beruf oder meine Arbeit abgelenkt zu sein. Ich bahnte mir meinen Weg durch das bunte Treiben und drückte die Klinke der kleinen braunen Holztür. 
Gleich dahinter ging es einige steile Stufen in den untersten Schiffsrumpf hinunter. Bei der spährlichen Beleuchtung musste ich aufpassen, dass ich nicht eine der schmalen Treppen übersah, um nicht hinunter zu stürzen. Die Lichtverhältnisse dort unten waren ziemlich dunkel und anfangs konnte ich gar nichts ausnehmen. Bald jedoch gewöhnten sich meine Augen an den difusen Lichtzustand und ich war erstaunt darüber, wie viel Gerümpel ich erkennen konnte. Nicht, dass das alles meine Dinge gewesen wären, nein, die Sachen gehörten auch jenen Menschen, die mir im Laufe meines Lebens begegnet waren und die sich hier bei mir einen Platz zum Abladen ihrer Sachen genommen hatten. Vielleicht hatte ich es ihnen auch erlaubt, ich kann mich nicht mehr daran erinnern. ... Fortsetzung 1 folgt

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